Ehemals „Kaffee Krüger“ Oberstraße 19

von | 28. Apr. 2020 | Geschichten

Historisches Foto von der Brauhausgasse – hier befindet sich der Gartenzugang zum Grundstück

Mein Jahrgang hatte 1964 Jugendweihe, danach haben wir uns oft am Nachmittag im Lokal zum Eis essen getroffen. Ich erinnere mich gerne an das ältere Fräulein Sonntag, die uns bediente. Sie war nett und freundlich, hat immer dafür gesorgt, dass Jeder einen Platz bekam und schnell bedient wurde.
Es war immer ein sehr gutes Speiserestaurant und eine gute Adresse für Stammtischrunden, Faschingsfeiern, Vereins- und Familienfeiern mit Wohlfühlcharakter.
1990 feierten wir die Konfirmation unseres Sohnes im Lokal. Es war überall als „Theatercafé“ bekannt. Viele sagten: „Was dort wollt ihr feiern? Wir ließen uns nicht beeindrucken. Machten einen Termin mit der Wirtin, sprachen die Speisenfolge ab. Es lief alles zur besten Zufriedenheit. Essen und Trinken schmeckten und wir hatten eine fröhliche, gemütliche Feier mit allen Gästen ohne Theater.
Später wurde das ehemalige „Kaffee Krüger“ verkauft an einen Herrn Helmut Ebeling aus Berlin. Ein Grieche namens Pablo pachtete es. Das Lokal erhielt den Namen „Athos“. Der Wirt hatte ein sehr persönliches Verhältnis zu den Gästen. Jeder wurde mit Handschlag begrüßt und auch wieder verabschiedet. Die Harzgeröder und die Leute aus den umliegenden Orten freuten sich, einen Griechen in der Nähe zu haben.
2009 zog ein neuer Grieche als Pächter ins Lokal, welches nun „Athina“ hieß. Wir hatten dort schon öfter griechisch gegessen und waren bestens zufrieden. Darum hatten wir uns entschlossen den 60. Geburtstag meines Mannes dort zu feiern. Wir konnten es nicht durchsetzen, die Gaststätte für die Familienfeier mit 40 Personen für die Öffentlichkeit zu schließen.
So war vorne im Gastraum für uns eingedeckt und das Buffet befand sich vor der Theke. Es war sehr beengt, wenn einer raus wollte, mussten immer einige Personen aufstehen. Trotzdem führten unsere Freunde ihr kleines Programm für uns auf. Da es Winter war, liefen die Raucher ständig durch.
Aber es war trotzdem eine schöne Feier. Das Essen war sehr schmackhaft und reichlich. Die angebotenen Mixgetränke wurden zahlreich konsumiert.
Am Ende können wir sagen, es war eine gelungene Feier.

Am 15.01. 2016 gab es wieder einen neuen Betreiber. Eine junge Frau aus einem griechischen Lokal aus Aschersleben. Bei jedem Besuch erlebten wir, wie die Wirtin auf die Uhr sah. Gegen 20.00 Uhr nahm sie eine Flasche Ouzo, ging von Tisch zu Tisch und trank mit den Gästen. Wir fragten uns, wie lange das gut gehen sollte. Beim Abkassieren stimmte selten die Rechnung. Sie vertraute auf unsere Ehrlichkeit.

Nach kurzer Zeit übernahm ein junges Paar mit einem Baby das „Athina“. Das Baby war bis zu später Stunde im Kinderwagen neben der Theke mit im Gastraum. Oft weinte es und wurde herumgetragen. Das alles bei laufendem Betrieb. Das ging nicht lange gut.
Einmal hatte ich einen Gutschein verschenkt. Er war noch nicht eingelöst, als ich erfuhr, dass das „Athina“ wieder schließt. Kurzer Hand lud ich meine Schwägerinnen und meine Schwager zum Abendessen ein. Als wir uns vor dem Lokal trafen, stand die Tür offen. Beim Eintreten wurden wir mit den Worten empfangen: „Wir haben geschlossen und Fleisch haben wir auch nicht, wir müssen erst einkaufen.“ Ich meinte darauf: „Die Tür steht offen und ein Schild gibt es auch nicht. Ich habe erfahren, sie werden schließen.“ Darauf: „Das stimmt nicht, wir führen das Lokal weiter und kommen Sie in der nächsten Woche wieder.“ Darauf forderte ich das Geld für den Gutschein zurück. Dann die Antwort: „Wir haben heute kein Geld, erst morgen wieder.“
Am anderen Tag erschien mein Mann vor dem „Athina“ und forderte das Geld. Er ließ sich nicht abweisen und drohte mit ersteren Maßnahmen. Darauf erhielten wir das Geld.
Es war der letzte Öffnungstag, ab dann war für einige Jahre geschlossen.

Bis dann Solveig Feldmeier und Richard Schmid das Athina“, das frühere „Kaffee „Krüger“ kauften. Ab 2018 zog wieder neues Leben ein.

Aufgeschrieben von Jutta Bohms

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