Geschichte des Lokals in der Oberstraße 19

von | 28. Apr. 2020 | Geschichten

Ansichtskarte von der Oberstraße in den 1960ern

 

 

Dank der Recherche von Jutta Bohms wissen wir auch einiges über die Anfänge des Lokals.

Ehemalige Besitzer des Athina

Vor 1810 Ackerbürger und Bäckermeister Karl Walter zu Harzgerode und Ehefrau Karoline geb. Lerche

1817 erbte der Enkel, Lehrer und Kantor, Theodor Walter das Grundstück Oberstraße (heute 19).

Nachdem es gerade fünf Wochen bewohnt worden war, vernichtete der Brand am 30.10.1817 alles.

Außer den Pferden, Kühen und 25 Schweinen konnte nichts gerettet werden. Versichert war nichts.

„Erwähnen muss ich hierbei, dass mein stark verletzter Vater in der Schreckensnacht einen Beutel mit hochwertigen Münzen und ein Kreuz mit 17 Diamanten in Eile vergraben, aber leider nicht wiedergefunden hat.“ (Aus dem Lebenslauf des Lehrers und Kantors Theodor Walter, gestorben Groß – Mühlingen 1897)

ab 1914 „Cafe Fahrenbruch“

Bereits vor dem ersten Weltkrieg gab es in der Oberstraße 19 eine Bäcker- und Konditorei, welche den Namen „Hofkonditorei“ trug und sich als „Altrenommiertes Haus“ bezeichnete.
Eine Bäckerei muss bereits beim Wiederaufbau Harzgerodes nach dem großen Stadtbrand 1635, bei dem nur sieben Häuser unbeschadet geblieben waren, in unserem Haus errichtet worden sein. In unserem alten Gewölbekeller befindet sich der überdimensionale Abzug für einen Gewerbeschornstein.
Sicher stammt der Titel „Hofkonditorei“ aus den Zeiten, als die Grafen von Anhalt im hiesigen Schloss residierten.

Das Café Fahrenbruch bot seinen Gästen „Gutgepflegte Biere und Weine“ und war ein „Treffpunkt aller Kameraden“, was immer das auch heißen mochte.

In den 1920igern mit Aufkommen des Harztourismus bot es „Beste Verpflegung (auch Diät)“ bei mäßigen Preisen und einfache Touristenzimmer sowie ein eigenes Badehaus.

Von unseren Nachbarn, der Familie Ernst, haben wir erfahren, dass im Garten des Lokals eine Kegelbahn entstehen sollte. Das zeugt davon, dass hier ein Ort des geselligen Zusammenseins für Jung und Alt war. Denn Kegeln war so etwas wie Volkssport.
Die Arbeiten wurden allerdings mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges beendet und nicht wieder aufgenommen.

Ab1949 betrieb Otto Krüger „Kaffee Krüger“

Hier wurde jeden Mittwoch und Sonntag Tanz-und Unterhaltungsmusik geboten. Unsere Gäste beim Erzählcafé haben uns erzählt, das besagte Musik häufig von zwei, höchstens drei Musikanten aufgeführt wurde. Damals habe es viele Leute gegeben, die ein Instrument spielen konnten und Freude am Singen hatten.
Und Ingrid Engelhardt, über die Grenzen Harzgerodes hinaus bekannte Volkskünstlerin, verriet uns, dass sie hier ihren allerersten öffentlichen Auftritt erlebte. Als Vierzehnjährige. Sie war schrecklich aufgeregt, aber alles ging gut und das Publikum zeigte sich begeistert.

Ab 1971 folgten Heinz und Gertrud Jende.
Nach ihnen übernahmen 1985  die Tochter der Krügers, verehelichte Sigrid Scheid, und ihr Ehemann Günther. Sie führten das Restaurant, das dann auch wöchentlich jugendliches Publikum zur Diskothek einlud, bis nach der Wende.

Viele unserer jüngeren Gäste haben hier ihre jugendliche Sturm-und Drang-Zeit erlebt.

 

 

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